

Nichts wird besser, sondern alles wird anders.
Auf der Bank
Von Gerhard Mersmann | Forum-M7.com
Wer auf einer Bank verweilt und in die Ferne schaut, ohne sich durch die dröhnenden Schläge getakteter Zeit aus der Ruhe bringen zu lassen, dem offenbaren sich einfache Wahrheiten. Da wird deutlich, wie nichtig die gewaltig erscheinende Maschinerie um uns herum letztendlich ist. Und wie seltsam die Erwägung, man selbst spiele in dem Prozess künstlicher Erregung eine bedeutsame Rolle.
Es geht seinen Gang, das hatten schon die Riesen der Vergangenheit begriffen und erzählt. Nur wissen, wissen wollten wir es lange Zeit nicht. Wir wollten glauben, dass da eine Instanz sei, die die Welt zum Besseren gedeihen lasse, sei es die Vernunft, das Gesetz oder gar ein höheres Wesen. Dass da etwas herrsche wie der Fortschritt, der das Hohe suche und das Niedere in die Archive der Vergangenheit verweise.
Der Blick in die Ferne, dort wo die Sonne aufgeht, oder dort, wo sie verschwindet, er lehrt uns, dass der schöne Glaube an das Bessere, an das Fortschreiten und an das Gesetz eben nichts anderes als eine Illusion war. Es ist so, wie es ist. Wir sind eine Gattung unter vielen, die irgendwann auftauchen und dann auch wieder vergehen. Alles, alles ist vergänglich und nichts kommt von selbst oder bleibt für immer. Und nichts wird besser, sondern alles wird anders.
»Das Auge sieht nur, was der Geist bereit ist zu verstehen.«
»The eye sees only what the mind is willing to understand.«
(Henri-Louis Bergson, * 18. Okt. 1859; † 4. Jan. 1941).
Auch die unendlich reiche Zeit kann nicht gemessen werden. Sie bleibt eine relative Größe. Und der Teil, der uns davon beschieden ist, bleibt verschwindend gering. Subjektiv wie objektiv, was eine große Gerechtigkeit darstellt. Es zeigt, wie gnädig die Welt ist, auf die wir keinen Einfluss haben.
Und doch, die Existenz, so gering sie sich gestaltet, bleibt etwas zu Leistendes. Das bloße Sein ist kein Verdienst. Das menschliche Vermögen, das Dasein durch Arbeit zu gestalten, bietet einen Raum, um zu etwas zu gelangen, einen Zustand herzustellen, den die Gattung in ihrer Unbeholfenheit das Glück nennt. Und die menschengemachten Verhältnisse, die diesen kleinen Gestaltungsspielraum versperren, die müssen verändert werden, um diesen Augenblick der Erfüllung zu ermöglichen. Das geht nur durch eigenes Handeln.
Nehmen Sie Platz auf dieser Bank. Sehen wir gemeinsam in die Ferne. Und wenn wir glauben, etwas beobachtet zu haben, was der Rede wert ist, dann lassen Sie uns gemeinsam beraten, was gut und vernünftig erscheint. Und woran wir arbeiten können. Die Ruhe wird uns diesen Zustand bescheren.
Glauben Sie mir!
Gerhard Mersmann
Gerhard Mersmann, Dr. phil., (Jahrgang 1956), gebürtiger Westfale, ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen.
Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Publizistische Aktivitäten durchziehen seine gesamte Biographie. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse sind auf seinem persönlichen Blog M7 regelmäßig nachzulesen. >> https://form-7.com/ .
► Quelle: Dieser Beitrag wurde am 20. August 2025 erstveröffentlicht auf https://form-7.com/ >> Artikel. Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich ist Gerhard Mersmann.
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1. Mann an einem Baum lehnend mit entspanntem Blick in die Landschaft, den Moment genießend. Es lohnt sich hin und wieder etwas zurückzunehmen, und sich in einem abgedunkelten Zimmer oder unter einem Schatten spendenden Baum grundsätzlicheren Überlegungen hinzugeben. Das Licht der Sonne braucht 8 Minuten, um die Erde zu erreichen. Wenn ich die Sonne ansehe, blicke ich also zurück in die Vergangenheit. Merkwürdig, alles braucht seine Zeit und doch ist es immer JETZT.
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2. AUGE: »Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken [..]«. Diese Verse aus dem 3. Buch von Goethes »Zahmen Xenien« (1824) Goethes Auffassung, dass Erkenntnis nur durch das Angelegtsein des Erkennenden auf das zu Erkennende möglich ist, basiert auf dem griechischen Philosophen Plotin (um 205-270), bei dem es in den »Enneaden« ( I, 6, 9) heißt: »Nie hätte das Auge die Sonne gesehen, wäre es nicht selbst sonnenhafter Natur«.
„Mehr Licht!“ sollen Goethes letzte Worte gewesen sein. Der Dichter war Zeit seines Lebens fasziniert von dem Thema. Seine Farbenlehre – und nicht etwa seine literarischen Arbeiten – betrachtete er als sein eigentliches Lebenswerk. „Wär’ nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt’ es nie erblicken“, schreibt er in der Einleitung zum didaktischen Teil der Farbenlehre, die im Jahr 1800 veröffentlicht wurde. Goethe versucht darin, das Licht ganzheitlich, zum Beispiel über die Wirkung auf den Menschen, zu beschreiben.
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3. TIME FOR CHANGE: »Können wir etwas bewirken? Vielleicht. Manchmal. Nicht viel. Aber eines weiß ich: Wir sollten nie aufhören es zu versuchen. Und wir sollten uns darüber im Klaren sein, daß jede Kleinigkeit zählt. - Die destruktivste Kritik ist die Gleichgültigkeit.« - »Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.« Foto OHNE Inlet: Alexas_Fotos / Alexa. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto. Der Text wurde von Helmut Schnug in das Foto eingearbeitet, die Lizenz bleibt erhalten.